Was suchen Menschen in Clubs, auf Partys oder Festivals? Und welche Rolle spielt Substanzkonsum dabei? Diesen und anderen Fragen widmet sich die Ausstellung „ON A NIGHT TRIP. Zwischen Glücksgefühl und Absturz?“, zu sehen bis zum 10.12.2023 in der Defensionskaserne in Erfurt.
Was suchen Menschen in Clubs, auf Partys oder Festivals? Und welche Rolle spielt Substanzkonsum dabei? Diesen und anderen Fragen widmet sich die Ausstellung „ON A NIGHT TRIP. Zwischen Glücksgefühl und Absturz?“, zu sehen bis zum 10.12.2023 in der Defensionskaserne in Erfurt.
Das Nachtleben ist Kulminationspunkt von Euphorien aller Art und dem Versprechen, sich gut zu fühlen. Anders als bei der Arbeit oder in der Schule lockt es uns mit der Versuchung der Entgrenzung, und damit einem Zustand, der oft mit Substanzkonsum einhergeht: Alkohol, Ecstasy, Kokain und Cannabis gehören häufig zum Feiern dazu, wie gute Musik, Flirten und Tanz. Was suchen Menschen im Nachtleben? Wo lauern Gefahren? Und gibt es Night Trips ohne Blues? ON A NIGHT TRIP ermöglicht, einen Diskurs über Gesundheit im Partykontext inmitten der Gesellschaft: neu und überraschend. Zu sehen sind rund 40 Arbeiten von international vielbeachteten und neu zu entdeckenden Künstler:innen. Sie wurden verwoben mit Erkenntnissen aus Neurowissenschaft und Suchtforschung. Ein Wissenschaftlicher Beirat mit renommierten Suchtforscher:innen und Neurowissenschaftler:innen begleitete bei den Inhalten. Gezeigt werden Arbeiten von Nevin Aladağ, Asana Fujikawa, Stefani Glauber, Anatol Hanau, Martin Parr, Adrian Piper, Alona Rodeh, Sarah Ancelle Schönfeld, Philipp Stöckel, Nasan Tur und Paula Wolber. Drei Werke wurden speziell für die Ausstellung entwickelt: Asana Fujikawa schafft eine Werkserie aus Keramiken, Radierung und Text. Die Serie behandelt das Thema Alkohol, Freundschaft und Mitschuld am Weitertrinken. Der Text Licht im Regen ist Basis dieser Serie und changiert zwischen persönlicher Erfahrung und poetischer Fiktion. Ihre Erzählung eröffnet im Kontext der Ausstellung eine Reflexion über unseren eigenen und den gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol: In Deutschland ist Alkohol kulturell verankert, gesellschaftlich akzeptiert und leicht verfügbar. Auf Partys und in sozialen Zusammenhängen wird er selbstverständlich ausgeschenkt, ein auf das Angebot erwidertes „Nein“ als sonderbar und ungesellig interpretiert oder – wie zwischen Ich-Erzähler:in und K. – gar als inakzeptabel übergangen. Fujikawa hält uns einen Spiegel vor, der die problematischen Seiten dieses Sozialverhaltens deutlich hervortreten lässt und einmal mehr die Frage nach einem Paradigmenwechsel aufwirft. Nasan Turs zerstörter Kristallkronleuchter Untitled (Chandelier), eine ortsspezifische Arbeit, die in den Räumen der Defensionskaserne entstanden ist, wirkt unmittelbar auf uns und offenbart wie zerbrechlich wir sind und wie nah im (Nacht)leben Schönheit und Schmerz, Höhenflug und Absturz beieinander liegen. Stefani Glaubers Duftarbeit 22 Uhr, in einer auratischen Installation präsentiert, und aufgrund einer Befragung in einer hippen Berliner Bar entstanden, aktiviert unsere olfaktorischen Sinneszellen und verweist u.a. darauf, dass Düfte eine direkte Wirkung auf unsere Emotionen und Erinnerungen haben und oft Auftakt und Ritual eines Partyabends sind. Als immersives Erlebnis lädt das Virtual LimitLab, aktuelles Forschungsprojekt der Charité – Universitätsmedizin Berlin, mittels VR-Technologie zu einer virtuellen Party mit eigenem Partynarrativ ein: Vorglühen? Bei der Party noch ein, zwei, drei Drinks oder doch lieber tanzen oder flirten? Das Virtual LimitLab wurde entwickelt von jungen Menschen für junge Menschen – und ist Forschung vor Ort: Die begleitende Evaluation soll Impulse geben, inwieweit der Einsatz von VR in der Präventionsarbeit junge Menschen und ihre Alkoholkompetenz stärken kann. Veranstaltet wird die Ausstellung von der Stiftung Welt der Versuchungen, die ergänzenden Wege in der Suchtprävention geht und 2026/27 ein neues, von Bund und Land Thüringen gefördertes und nachhaltig gebautes Ausstellungshaus in Erfurt eröffnet. Ein Ausstellungshaus mit diesen Inhalten ist ein Novum in Deutschland, in Europa und gemäß Recherche weltweit. Ziel ist, das Thema Sucht zu enttabuisieren und Menschen mit Mitteln von Kunst und Wissenschaft gedanklich anzuregen, ihre Position zur Sucht zu reflektieren. ON A NIGHT TRIP. Zwischen Glücksgefühl und Absturz? Die Ausstellung in der Defensionskaserne auf dem Petersburg in Erfurt. Bild-Quelle: Stiftung Welt der Versuchung