Wenn Schwimmbäder erst im Juni öffnen, muss das nicht unbedingt nur mit dem Wetter zu tun haben. Ein späterer Saisonstart ist in mancher Kommune auch eine Reaktion auf gestiegene Betriebskosten.
Jena. Für die Thüringer Freibäder und Badeseen wird der Spagat zwischen attraktiven Preisen und steigenden Kosten immer schwieriger. «Ziel ist es stets, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wirtschaftlichkeit und sozialer Teilhabe sicherzustellen», teilte Anja Tautenhahn, Sprecherin der Stadtwerke Jena, mit. Sie betreiben zwei Freibäder in der Stadt. Ähnlich formulieren auch die Sprecher der Bäder in Schmalkalden, Geraberg, Ilfeld, Weimar, Gera und Eisenberg die aktuellen Herausforderungen. Viele der befragten Bäder mussten innerhalb der vergangenen fünf Jahre ihre Preise erhöhen. Die Gründe reichen von Einnahmeausfällen wegen der Corona-Lockdowns und verregneter Frühjahrsmonate über nötige Sanierungen bis hin zu steigenden Kosten für nötige Chemikalien und Strom. Vor allem eine Senkung der Stromkosten würde aus Sicht der Badbetreiber eine deutliche Entlastung bedeuten. Das sei aber bisher nicht absehbar. Unter anderem hatten die Bäder in Geraberg, Schmalkalden, Weimar und Ilfeld den Eintritt erhöht, wie es hieß. Andere hielten die Kosten seit Jahren stabil. Übereinstimmend heißt es aber von allen Befragten, dass in der Zukunft weitere Preissteigerungen wahrscheinlich seien - die Kostenentwicklung sei derzeit kaum absehbar. Eine andere Sparstrategie ist das Verschieben des Saisonstarts. So öffnen einige der befragten Bäder statt Mitte Mai erst Anfang Juni - zumal auch das Wetter im Frühjahr in den vergangenen Jahren sehr ungünstig gewesen sei. «Im Mai 2024 hatten wir aufgrund der Witterung gerade mal 150 Besucher», erklärte Tino Schneider vom Waldbad Ilfeld. In seinem Bad starte die Saison aus diesem Grund - und weil sich die Bauarbeiten für ein neues, beheiztes Becken etwas länger als geplant hinzogen hatten - anstatt Mitte Mai erst Anfang Juni, bei zugleich höheren Eintrittspreisen. In Zukunft wolle die Gemeinde Harztor im jährlichen Wechsel nur eines der drei kommunalen Freibäder zu dem früheren Zeitpunkt öffnen, die anderen folgten zwei Wochen später. Für die Verantwortlichen sind kürzere Öffnungszeiten zugleich auch bedauerlich: «So etwas ist schade, weil Bäder ja auch eine wichtige kulturelle Einrichtung sind. Etwa, wenn es darum geht, schwimmen zu lernen», so Markus Bamberg vom Freibad Geraberg. Bäder veranstalten oft auch auf Sport und Familien ausgerichtete Feste. Zudem schmälere eine spätere Öffnung letztlich den Umsatz, wenn Badegäste auf geöffnete Bäder in der Umgebung auswichen, so Bamberg. Um den Erhalt der Bäder für Kommunen attraktiver und lohnender zu machen, sollte stärker darüber nachgedacht werden, welche Rolle Bäder beim Katastrophenschutz spielen könnten - etwa als ständiges Wasserreservoir im Falle von Waldbränden. Schwierigkeiten gibt es auch bei Thema Personal. «Die Marktlage ist herausfordernder geworden, insbesondere im Bereich Fachkräfte für Bäderbetriebe, Rettungsschwimmer und Dienstleister», so Tautenhahn. So wird etwa im Freibad Näherstille in Schmalkalden für diese Saison ein neuer Auszubildender gesucht, sagte ein Sprecher. Die Bewerbungsphase laufe noch, geeignete Kandidaten seien aber schwer zu finden. Generell werde auch die Suche nach Imbissbetreibern eine immer größere Herausforderung, hieß es übereinstimmend. Engpässe in der Versorgung seien nicht auszuschließen. Welche lange Tradition mit den Bädern in Thüringen verbunden ist, wird beim Blick auf die Jubiläen deutlich, die bisweilen gefeiert werden: Das Freibad in Schmalkalden etwa feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen, das Waldbad Ilfeld wurde im Jahr 1927 gebaut.Eintrittspreise erhöht
Späterer Saisonstart schmälert auch Einnahmen
(dpa/th)
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