Thüringer Forscher wollen die Gesellschaft verstehen lernen - und wie ihre Brücken und Gräben entstehen. Der Bildungsminister hofft auf Erkenntnisse auch über die politischen Verhältnisse im Land.
Erfurt. Thüringens Bildungsminister Christian Tischner erhofft sich vom im Rahmen der Exzellenzförderung neu initiierten Thüringer Forschungsprojekt «Imaginamics» eine Stärkung der Demokratie. Das sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Thüringen werde zum Zentrum eines Forschungsfeldes, das aktueller kaum sein könnte, so Tischner. «In Zeiten, in denen wir neu bestimmen müssen, was unsere Gesellschaft zusammenhalten kann, ist das ein Forschen am "offenen Herzen" unserer Gesellschaft.» Am Exzellenzcluster «Imaginamics», welcher das Entstehen gesellschaftlicher Vorstellungen erforscht, sind Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen von neun verschiedenen Forschungseinrichtungen in Thüringen und Sachsen-Anhalt beteiligt. Koordiniert wird das Projekt von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dafür erhalte die Hochschule jährlich durchschnittlich 6,8 Millionen Euro für die nächsten sieben Jahre, teilte das Thüringer Bildungsministerium mit. Zudem hat Jena die Chance, als nächste ostdeutsche Hochschule den Status einer Exzellenzuniversität zu erhalten. Der Exzellenzcluster «Imaginamics» solle auch Antworten auf aktuelle Fragen zu Gräben in der Gesellschaft liefern, sagte Kunsthistoriker Johannes Grave, Sprecher des Forschungsprojekts, der dpa. «Wir sind dabei durchaus auch ausgegangen von dieser Situation, die dann ja mit der Pandemie vor allem auch immer dringlicher wurde, dass sich so dieser Eindruck einstellte, dass den Menschen das Vertrauen darin, dass sie sich in der in einer gemeinsam geteilten Wirklichkeit bewegen, zunehmend abhandenkommt.» Beteiligt an dem Projekt sind auch Rechtsextremismusforscher der Uni Jena vom Institut für Demokratieforschung und Zivilgesellschaft (IDZ) sowie Politikwissenschaftler, die den regelmäßig erscheinenden Thüringen-Monitor zu politischen Einstellungen im Land verantworten. Geplant sei im Rahmen der Forschung auch, mit Thüringern und Thüringerinnen ins Gespräch zu kommen, so Grave. Aber auch die Analyse und Forschung an Inhalten in Sozialen Medien sei geplant. «Wir wollen grundlegend Funktionsweisen, Dynamiken eben des sozialen Imaginierens generell verstehen, um dann vielleicht damit auch besser verstehen zu können, was in Thüringen abläuft»Forscher: Menschen scheint Vertrauen in gemeinsame Wirklichkeit abhandengekommen
(dpa/th)
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