Immer mehr Thüringer landen wegen starken Tabakkonsums in ärztlicher Behandlung. Auch E-Zigaretten und Wasserpfeifen sind keine harmlosen Alternativen zum Glimmstängel, warnt die KKH.
Erfurt. Die Zahl der exzessiven Raucher ist in Thüringen in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen. Laut einer Hochrechnung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) auf Basis ihrer Versicherten stieg die Zahl der Tabaksüchtigen im Freistaat von 2013 bis 2023 auf das Doppelte an, wie die Krankenkasse mitteilte. Das sei bundesweit die stärkste Zunahme gewesen. Demnach wurden 2023 in Thüringen rund 140.000 Menschen wegen Tabakabhängigkeit, Entzugserscheinungen oder psychischer Probleme aufgrund von Tabak ärztlich behandelt. Rund ein Fünftel dieser exzessiven Raucher (20,4 Prozent) war den Angaben nach zu diesem Zeitpunkt auch an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) erkrankt. Zehn Jahre zuvor habe die Quote in Thüringen noch bei 17,6 Prozent gelegen. «Unsere Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs, denn wir können nur diejenigen Fälle auswerten, in denen eine Tabakabhängigkeit ärztlich diagnostiziert wurde», betonte Michael Falkenstein, KKH-Experte für Suchtfragen. Der Anteil der COPD-erkrankten Tabakkonsumenten im Allgemeinen dürfte also weitaus höher sein. Neben aktiven Rauchern hätten auch diejenigen Menschen ein erhöhtes COPD-Risiko, die über einen längeren Zeitraum passiv Zigarettenqualm einatmeten oder am Arbeitsplatz hohen Luftbelastungen wie Chemikalien und Staub ausgesetzt seien. Auch Dampfen sei gefährlich: «Der Irrglaube, dass E-Zigaretten und Wasserpfeifen die weniger schädliche Alternative zu herkömmlichen Zigaretten sind, ist noch immer weit verbreitet», so Falkenstein. Auch auf diese Weise würden Stoffe inhaliert, die der Lunge schadeten. Die KKH zählt nach eigenen Angaben rund 1,5 Millionen Versicherte bundesweit, davon waren 2023 rund 46.000 Menschen in Thüringen bei der Krankenkasse versichert.E-Zigaretten verharmlost
Eine COPD entsteht durch Entzündungen der unteren Atemwege. Es kommt zu einer chronischen Verengung der Bronchien, die Patienten sprichwörtlich immer mehr die Luft nimmt. Dauerhafte Schäden an der Lunge sind die Folge. Nur ein Rauchstopp könne ein Fortschreiten der Erkrankung verhindern.
(dpa/th)
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