Mehrere Unesco-Welterbestätten liegen in Thüringen - zum Welterbetag am Sonntag bieten sie spezielles Programm. Derweil gilt der Titel noch immer als eine Art Orden und Tourismus-Faktor.
Erfurt/Eisenach/Weimar. Sie zeugen laut Unesco vom außergewöhnlichen universellen Wert der damit verbundenen Orte: Fünf Welterbetitel gibt es in Thüringen. Die Auszeichnung hat noch immer Bedeutung, auch wenn es inzwischen mehr als 1.000 Unesco-Welterbestätten weltweit gibt, wie etwa der Leiter des Nationalparks Hainich, Rüdiger Biehl erklärt. «Es ist für uns schon wie ein Orden, ein besonderes Qualitätsmerkmal», sagt Biehl. «Es gibt Besucher, die sich genau das Thema Unesco-Welterbe aussuchen und dann bewusst zu uns kommen - gerade bei internationalen Besuchern stellen wir das fest.» Der Hainich gehört zu den schützenswerten alten, naturnahen Buchenwäldern, die in die Liste der Unesco-Weltnaturerbestätten aufgenommen wurden. Dort wird am Sonntag, 1. Juni, zum Welterbetag eine von Fachleuten geführte Wanderung durch die Welterbe-Fläche des Nationalparks angeboten. Touristisch wird der Hainich mit der Wartburg bei Eisenach sogar zu einer «Welterberegion» zusammengefasst. Denn auch die historisch bedeutende Burg zählt seit 1999 als Denkmal der feudalen Epoche in Mitteleuropa zum Welterbe der Unesco. Dort, wo etwa Kirchenreformer Martin Luther das Neue Testament übersetzte, können Besucher nach Anmeldung bei kostenlosen Rundgängen das gesamte Burggelände entdecken. Der jüngste Thüringer Zugang zur Welterbeliste ist Erfurt. Die Landeshauptstadt hat den Titel 2023 für Zeugnisse des jüdisch-mittelalterlichen Erbes erhalten, darunter ein Ritualbad. Dieses können Teilnehmende nach Anmeldung bei kostenfreien Rundgängen durch die Altstadt am Sonntag besichtigen. Auch in Erfurt macht sich der Welterbetitel nach Einschätzung der Stadtverwaltung und von Tourismus-Vertretern bezahlt. So sei bei den Übernachtungen von 2023 auf 2024 ein Plus von rund 87.500 verzeichnet worden, heißt es bei der Erfurt Tourismus und Marketing GmbH. Davon profitiere auch die Gastronomie. Führungen zur Alten Synagoge, der Mikwe und dem Steinernen Haus würden sehr gut gebucht. Die Titelverleihung habe Erfurt zudem international bekannter gemacht. «Wir selbst bewerten den Welterbetitel selbstverständlich positiv, sehen dabei aber natürlich auch die Verantwortung und die Verpflichtungen, die daraus entstehen», heißt es aus der Stadtverwaltung. Durch das gestiegene Besucherinteresse würden etwa Umbaumaßnahmen in der Alten Synagoge nötig. Zudem müsse der Bau und die Einrichtung eines Welterbe-Informations- und Bildungszentrums finanziell und personell gestemmt werden. Gleich zwei Welterbetitel vereint das nahegelegene Weimar. Mehrere Liegenschaften der Klassik Stiftung Weimar etwa gehören zum Welterbe der Unesco, darunter die Wohnhäuser der Dichter Goethe und Schiller oder das Haus am Horn, ein Musterhaus der bedeutenden Kunst- und Designschule Bauhaus. Auch dort bietet die Stiftung zum Welterbetag am Sonntag unter anderem geführte Sondertouren durch das Stadtschloss und den Schlosspark Belvedere an. Die Angebote sind kostenlos, allerdings müssen dafür über den Shop kostenfreie Tickets gebucht werden.Hainich und Wartburg als «Welterberegion»
Plus für Tourismus, Aufgaben für Verwaltung
«Welterbe-Schwergewicht» Weimar
(dpa/th)
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