Die Zahl der Radunfälle in Thüringen ist deutlich gestiegen. Was laut Polizei und Experten zu der Entwicklung beiträgt ? und was sich ändern soll.
Erfurt. Fahrradfahrer sind in Thüringen häufiger in Unfälle verwickelt. Im Jahr 2024 waren Radler laut Verkehrsunfallstatistik des Innenministeriums an 1.940 Unfällen beteiligt und damit knapp 13 Prozent häufiger als im Vorjahr. In ähnlichem Umfang stieg auch die Zahl der verletzten Radfahrer an. Die Zahl der Todesfälle verharrte bei zwölf. «Die Statistik belegt, dass die Angst vieler Menschen auf das Rad zu steigen, um es vermehrt auch im Alltagsverkehr zu nutzen, begründet ist», sagte der Vorsitzende des Fahrradclubs ADFC in Thüringen, Karsten Pehlke. Dieses subjektive Empfinden sei in Thüringen besonders ausgeprägt. Generell nutzen laut ADFC inzwischen mehr Menschen das Rad. Es gebe aber oft keine sichere Radinfrastruktur. Die Landespolizeidirektion sieht auch ein verändertes Mobilitätsverhalten und gestiegene Verkaufszahlen bei Fahrrädern als mögliche Ursachen für die Unfallzahlen. «Die Hauptunfallursachen sind aus polizeilicher Sicht jedoch weiterhin Alkohol und unangepasste Geschwindigkeit», hieß es. Dazu gebe es verstärkt Kontrollen durch die Polizei, auch wenn das nicht flächendeckend und rund um die Uhr gewährleistet werden könne. Pehlke sagte, die unangepasste Geschwindigkeit werde auch bei vielen anderen Unfällen in der Statistik als Hauptgrund angegeben. «Ein Argument für eine Reduzierung von Geschwindigkeiten zur Erhöhung der Sicherheit.» Zum Thema Alkohol kenne er keine Statistik. Die ihm bekannten Alltagsradler tränken auf dem Weg von oder zur Arbeit keinen Alkohol. «Auch werden Fahrradausflüge nicht mit dem Ziel des Besäufnisses gemacht.» Laut Unfallstatistik wurden 60,8 Prozent der Unfälle von den Radfahrern selbst verursacht. Das war ein leichter Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Pehlke verwies auf mehrere Studien zum Verkehrsverhalten. Diese kämen zu dem Schluss: «Wer regeltreue Radfahrende haben möchte, muss angemessene Radinfrastruktur bereitstellen.» Radstreifen seien oft zugeparkt, Radwege voller Hindernisse und Radfahrer müssten unnötige Umwege fahren oder zum Abbiegen mehrere Ampeln überwinden. Das setze einen Anreiz zu einem Fehlverhalten. Um die Unfallzahlen zu senken, braucht es aus Sicht des ADFC mehrere Maßnahmen: Alkohol und hohe Geschwindigkeit als Hauptursachen
Mehr Unfälle durch Radfahrer selbst verursacht
Das fordert der ADFC
(dpa/th)
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