Ohne Millionen-Investitionen droht den Harzer Schmalspurbahnen das Aus. Schon jetzt fährt das Unternehmen Verluste ein. Warum die Zukunft des traditionsreichen Netzes auf der Kippe steht.
Wernigerode/Nordhausen. Das Streckennetz und die Fahrzeuge der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) müssen umfassend saniert werden. Dafür ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ein dreistelliger Millionenbetrag nötig. Aufsichtsratschef Thomas Balcerowski (CDU) wollte sich zur möglichen Investitionssumme nach einer Sitzung des Gremiums nicht äußern, bestätigte jedoch einen großen Investitionsbedarf. Sollte es keine Mittel von den Ländern geben, «steht die Existenz der HSB möglicherweise infrage», sagte Balcerowski. Mit rund 140 Kilometern in Thüringen und Sachsen-Anhalt betreibt die HSB das längste zusammenhängende Schmalspurnetz Deutschlands. Die Spur ist einen Meter breit. «Die HSB muss neu aufgestellt werden», sagte Balcerowski, der Landrat im Landkreis Harz ist. Es geht nicht nur um Investitionen in das Streckennetz, auch die Dampfloks sollen auf Leichtöl umgerüstet werden. Die beteiligten Kommunen hätten als Gesellschafter in der Aufsichtsratssitzung entschieden, am Streckennetz festhalten zu wollen, betonte der CDU-Politiker. Die Geschäftsführung sei beauftragt worden, den Gesamtinvestitionsbedarf bis Ende September zu ermitteln. Diese Berechnungen sollen als Grundlage für Gespräche mit den Ländern Thüringen und Sachsen-Anhalt dienen. Wenn es keine Investitionen gebe, müssten einzelne Strecken aus Sicherheitsgründen irgendwann stillgelegt werden, sagte Balcerowski. Eine Sanierung werde viele Jahre dauern. Die Harzer Schmalspurbahnen sind ein wichtiger Tourismusfaktor im Harz. Im vergangenen Jahr fuhren nach Unternehmensangaben rund 1,14 Millionen Menschen mit den Zügen der HSB ? die meisten nutzten die Strecke zum Brocken. In den vergangenen Jahren fuhren die Züge im Harz allerdings Verluste ein: 2023 waren es laut Geschäftsbericht 2,4 Millionen Euro, im vergangenen Jahr nach Medienberichten sogar 5,6 Millionen Euro. Beteiligt an den Gesprächen sind auch die Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen. Allein das Land Sachsen-Anhalt hatte im vergangenen Jahr rund 15 Millionen Euro für den Verkehrsvertrag und die Infrastrukturkosten gezahlt. Wegen der finanziellen Probleme hatte das Land nach Angaben des Infrastrukturministeriums für die Jahre 2024 und 2025 dann noch einmal mehr als acht Millionen Euro an Unterstützung zugesagt. Hintergrund sind nach Ministeriumsangaben stark gestiegene Kosten für Energie, Personal und die historischen Fahrzeuge. Nächste Woche Dienstag ist eine Belegschaftsversammlung bei der HSB geplant. «Es drohen keine Entlassungen», sagte der Harzer Landrat Balcerowski. Schon jetzt fehle eigentlich Personal, um den Fahrplan aufrechtzuerhalten.Dampfloks sollen auf Leichtöl umgerüstet werden
Unternehmen zuletzt mit Millionenverlusten
Entlassungen drohen nicht
(dpa)
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