Ein 31-Jähriger, dessen Asylantrag eigentlich abgelehnt war, soll an einem Bahnhof eine 16-Jährige vor einen Zug gestoßen haben. Ein Interview dazu hat für den Bürgermeister vor Ort Konsequenzen.
Friedland. Im Fall der mutmaßlich getöteten 16-Jährigen im niedersächsischen Landkreis Göttingen berichtet der Bürgermeister von Friedland über Drohungen gegen ihn. In deutlich mehr als 100 Mails werde ihm Verharmlosung vorgeworfen und gedroht, sagte Andreas Friedrichs (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Auslöser sei ihm zufolge ein Interview mit dem NDR gewesen, in dem er von einem tragischen Unglücksfall gesprochen hatte. Eine Verharmlosung sei eine völlige Fehlinterpretation, sagte Friedrichs. Sollte in diesem Fall irgendwann juristisch ein Mord festgestellt werden, werde er dies auch so benennen. Ein 31-jähriger Iraker ist dringend tatverdächtig, am 11. August am Bahnhof von Friedland ein aus der Ukraine geflüchtete Mädchen gegen einen durchfahrenden Güterzug gestoßen zu haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Göttingen sind DNA-Spuren des Mannes an der Schulter des Opfers gefunden worden. Der Beschuldigte wurde per Unterbringungsbefehl in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) hatte bereits am Freitag gesagt, der Fall zeige einmal mehr die massiven Probleme des sogenannten Dublin-Verfahrens, das die Verteilung von Asylbewerbern in Europa regelt. Demnach hätte der Verdächtige nicht mehr in Deutschland, sondern in Litauen sein sollen. Für Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) werden in dem Fall mutmaßlich Systemfehler sichtbar. «Ein Land, das überfordert ist mit einer zu hohen Zahl an Flüchtlingen, wird eben auch nicht mehr funktionierende Systeme zeigen können», sagte der CSU-Politiker. Am Donnerstag will Niedersachsens Innenministerium den zuständigen Landtagsausschuss über den Fall informieren.Iraker dringend tatverdächtig
Minister Dobrindt: Fall macht Systemfehler sichtbar
(dpa)
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