25 Jahre nach dem ersten NSU-Mord kämpft Semiya ?im?ek gegen ein Aussteigerprogramm für Beate Zschäpe ? und warnt: Eine rechtsextreme Mordserie könne wieder passieren.
Nürnberg. 25 Jahre nach dem ersten NSU-Mord fordert die Tochter des Opfers Enver ?im?ek, die verurteilte Rechtsterroristin Beate Zschäpe aus einem Neonazi-Aussteigerprogramm herauszunehmen. «Sie hatte genügend Zeit, aufzuklären, zu sprechen», sagte Semiya ?im?ek der Deutschen Presse-Agentur in Nürnberg. «Sie hat immer noch Kontakt zu Rechten. Da kann mir niemand erzählen, dass sie aussteigen will.» ?im?ek hat zusammen mit den Töchtern von zwei weiteren NSU-Opfern eine Petition gegen die Aufnahme Zschäpes in das Aussteigerprogramm gestartet. Dies sei noch einmal ein Schlag ins Gesicht für die Opferfamilien gewesen, sagte ?im?ek. Diese hatten lange auf die Aufklärung der Taten warten müssen und gerieten dabei zum Teil selbst ins Visier der Ermittler. Vollständig aufklärt sei der NSU-Komplex bis heute nicht, sagte ?im?ek. Ihr Vater war das erste Mordopfer des rechtsextremen «Nationalsozialistischen Untergrunds» (NSU), der über Jahre unentdeckt zehn Menschen umbrachte - darunter neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine deutsche Polizistin. Außerdem wird der NSU für mehrere Bombenanschläge verantwortlich gemacht. Die Terrorzelle bestand aus den drei Hauptmitgliedern Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe, die aus Thüringen stammten und jahrelang in Sachsen im Untergrund lebten. Mundlos und Böhnhardt hatten sich 2011 getötet, um einer Festnahme zu entgehen. Zschäpe wurde 2018 als Mittäterin zu lebenslanger Haft bei besonderer Schwere der Schuld verurteilt. Am 9. September werden Semiya und ihr Bruder Abdulkerim ?im?ek am Tatort in Nürnberg an ihren Vater erinnern. An dem Tag vor 25 Jahren feuerten Mundlos und Böhnhardt acht Schüsse auf den türkischen Blumenhändler. Der 38-Jährige starb zwei Tage später im Krankenhaus. «Die Namen der Opfer und die Taten dürfen nicht vergessen werden», sagte Semiya ?im?ek. Der Rechtsruck in Deutschland bereite ihr Sorgen. Eine ähnliche Mordserie halte sie künftig nicht für ausgeschlossen. «Wegen der Kontinuität von rechter Gewalt nach den NSU-Morden - Hanau, Halle, Walter Lübcke - kann ich mir schon vorstellen, dass das wieder passieren könnte.» Zusammen mit Gamze Kuba??k, Tochter des NSU-Opfers Mehmet Kuba??k, hat sie ein Buch über ihre Geschichte geschrieben, dass sich an junge Menschen richtet. «Viele sind mit dem NSU-Komplex nicht vertraut», sagte ?im?ek. «Wir wollten eine Grundlage schaffen für die Schulen, für die Jugendlichen, damit sie sich mit der Geschichte und dem schwierigen Thema Rassismus auseinandersetzen können.» Am Montag werden die beiden Frauen für eine Lesung aus ihrem Buch «Unser Schmerz ist unsere Kraft» nach Nürnberg kommen.Mordserie blieb jahrelang unentdeckt
Gedenken zum 25. Jahrestag
Buch soll Jugendliche informieren und sensibilisieren
(dpa)
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