Lange Wege, hohe Kosten: Thüringen gehört beim Ökolandbau bundesweit mit zu den Schlusslichtern. Der Bauernverband sieht mangelnde Investitionen und fehlende Lagerkapazitäten als eines der Probleme.
Erfurt. Die Umstellung auf den Ökolandbau kommt in Thüringen nach Verbandseinschätzung nur schleppend vorn. «Es liegt nicht an der Fläche oder dem Willen der Landwirte, sondern an den fehlenden Strukturen für Verarbeitung, Lagerung und Vermarktung im Freistaat», sagte der Referent für Ackerbau und ökologischen Landbau beim Thüringer Bauernverband, André Rathgeber. Daraus resultierten lange Transportwege, die oftmals die Vermarktung zu kostendeckenden Preisen und somit den Anbau in Thüringen unwirtschaftlich machten. Dieses finanzielle Risiko scheuten viele Betriebe. Laut dem Bauernverband betreiben derzeit in Thüringen 529 Betriebe auf 64.363 Hektar ökologischen Landbau. Im Vergleich: 2013 waren es noch 281 Betriebe und 36.332 Hektar ökologisch bewirtschafteter Nutzfläche. Damit würden derzeit 8,3 Prozent der landwirtschaftlichen Gesamtfläche im Freistaat ökologisch bewirtschaftet. Im bundesweiten Vergleich liege Thüringen mit diesem Anteil vor Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen aber nach wie vor auf dem drittletzten Platz, so Rathgeber. Es fehle weiterhin an Investitionen in die regionale Vermarktung und damit an Kapazitäten für die Verarbeitung und Lagerung, sagte Rathgeber. So müssten aufgrund der strengen Auflagen Bioerzeugnisse wie Getreide separat von konventionellen Produkten gelagert und verarbeitet werden. Rathgeber zufolge wird derzeit in Schwabhausen bei Gotha eine neue Öko-Lagerhalle gebaut. Allerdings sei damit der Bedarf im Freistaat bei Weitem noch nicht abgedeckt. Notwendig seien Förderprogramme vom Land für eine staatliche Anschubfinanzierung. Ein weiteres Problem sei der zunehmende Preiskampf in den Supermärkten und Discountern. Die vormalige Ampel-Koalition in Berlin hatte einst als Ziel bis 2030 einen Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen in Deutschland von 30 Prozent genannt. Der Bauernverband hält das unter den gegenwärtigen Umständen für nicht realisierbar.Öko-Lagerhalle bei Gotha ? Tropfen auf den heißen Stein
(dpa/th)
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