Die DDR gehörte zu den Pionieren der industrialisierten Landwirtschaft, meinen Experten. Nun kommt so manche Anlage ins denkmalfähige Alter.
Altenburg/Erfurt/Blankenhain. Im Arbeiter- und Bauernstaat genoss die Landwirtschaft einen besonderen Stellenwert. Ob bedeutende landwirtschaftliche DDR-Anlagen knapp 35 Jahre nach der Wende unter Denkmalschutz gestellt werden sollen, beraten Experten der Länder bei einem dreitägigen Treffen im Altenburger Land. Der Aufbau der durch Zwangskollektivierung entstandenen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) hatte die Entwicklung industrieller Anlagen der Landwirtschaft vor allem in den 60er und 70er Jahren zur Folge, sagte Sabine Guzowski, Fachreferentin für Industriedenkmäler im Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. «Solche Anlagen sind auch zur Gewinnung von Devisen ins Ausland verkauft worden», so die Expertin weiter. Die DDR habe damit eine Pionierrolle in der Entwicklung industrialisierter Landwirtschaft eingenommen, wie sie heute vielerorts zu finden ist. Das dreitägige Treffen der Expertengruppe der Vereinigung der Denkmalfachämter findet auf Einladung Thüringens statt. Ziel ist Guzowski zufolge eine «bundesweite Meinung» darüber, ob innovative und repräsentative Anlagen, die in dieser Zeit entwickelt worden sind, als Industriedenkmäler unter Schutz gestellt werden sollen. Als Beispiel nannte Guzowski das Mischfutterwerk im Norden Altenburgs, das die Denkmalschützer am Dienstag im Rahmen einer Exkursion besuchen werden. Die früher vom «VEAB Getreidewirtschaft Altenburg» genutzte Anlage produziert heute als Altenburger Kraftfutterwerk und Getreidehandel GmbH mit 50 Mitarbeitern unter anderem Kraftfutter für die Schweinemast. Ein Besuch des deutschen Landwirtschaftsmuseums im sächsischen Schloss Blankenhain steht ebenso auf dem Programm, wie das Landratsamt Altenburger Land mitteilte. Das DDR-Erbe gerät aufgrund seines Alters zunehmend in den Blick der Denkmalschützer. Auch der diesjährige Tag des offenen Denkmals nahm unter anderem Objekte der sogenannten Ostmoderne in den Blick. Bestes Beispiel: Der Ort der diesjährigen Eröffnungsfeier - das 1981 eröffnete, denkmalgeschützte Kultur- und Kongresszentrum in Gera.Exkursion ins Futterwerk Altenburg
(dpa/th)
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