Leere Kita-Plätze, perspektivisch weniger Schüler: Die GEW warnt vor einem Teufelskreis und fordert, Bildung neu zu denken. Was die Gewerkschaft vorschlägt und nun von der Politik erwartet.
Erfurt. Bevölkerungsschwund, leere Kita-Plätze und schon bald weniger Kinder in den Grundschulen: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht Thüringen vor immensen Herausforderungen und fordert die Landesregierung auf, im Bildungssektor die Weichen zu stellen. «Die Entscheidungen darüber, welche Bildungseinrichtungen Thüringen vorhalten wird, ist auch eine Entscheidung darüber, ob Thüringen zukunftsfähig bleiben kann oder nicht», sagte Thüringens GEW-Landesvorsitzende Kathrin Vitzthum der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. In einem Papier mit dem Titel «Thüringer Bildungslandschaft 2035» schlägt die Gewerkschaft vor, den Freistaat zu einer Modellregion zu machen. «Es wäre klug, aus Thüringen eine Modellregion zu machen, in der es gelingt, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, ohne die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen», heißt es darin. Das Positionspapier ging bereits an den Ministerpräsidenten, mehrere Fraktionen und Minister. «Wir wollen eine Debatte anstoßen», sagte Vitzthum. In dem Papier warnt die GEW vor den Folgen der demografischen Entwicklung. So beruhe auch die Personalberechnung in Ganztagsangebot mit Hort ebenfalls auf der Anzahl zu betreuender Kinder. «Wenn die demografische Rendite nicht genutzt wird, droht Stellenabbau statt Ausbau des Ganztages, werden Angebote und individuelle Betreuung und Förderung eingeschränkt», steht in dem Papier. Das Land solle die Chance nutzen, den Ganztag weiterzuentwickeln und dafür zu sorgen, dass Erzieherinnen und Erzieher in Thüringen weiterhin Beschäftigung finden. Für die Schulnetzpläne sollten aus GEW-Sicht sinnvolle Vorgaben für Schul- und Klassengrößen bestimmt werden, personelle Überhänge sollten demnach für den Ausbau von Qualität genutzt werden ? etwa in den Bereichen Inklusion und multiprofessionelle Teams. Die GEW fordert die Landesregierung auf, einen Austausch zu organisieren ? etwa mit Eltern, Gewerkschaften, Kommunen, Kinder- und Jugendeinrichtungen. Sie schlägt Zukunftswerkstätten vor, «die aus Wünschen realisierbare Szenarien entwickeln». «Wenn Familien in einer Region keine Betreuungsmöglichkeiten oder Schulen vorfinden, werden sie weggehen und andere sich nicht ansiedeln. In der Folge wird es dort zukünftig weniger Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten, Ausbildungsplätze und Unternehmen usw. geben», warnt die GEW. Dieser Kreislauf müsse gestoppt werden. Vitzthum sagte, ihr Fehle in der bisherigen Debatte der Blick auf das große Ganze. «Wir brauchen ja eine Idee dafür, wie Thüringen aussehen soll», sagte sie. Auch die Hochschulen im Freistaat sieht die GEW vor Veränderungen und nennt unter anderem sinkende Studierendenzahlen und steigende Pensionslasten. Es müsse die Frage erlaubt sein, ob die derzeitige Hochschullandschaft aussichtsreiche Perspektiven hat oder neue Strukturen notwendig seien. Das Land müsse eine Vorstellung davon entwickelt, wie sich Thüringens Anerkennung in der Welt der Wissenschaften entfalten soll.Fehler der Vergangenheit meiden
Gewerkschaft regt Zukunftswerkstätten an
Teufelskreis stoppen
(dpa/th)
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